Christiane Kallfass
Menschen mit Familie stehen bei der Wahl eines passenden Unternehmens vor einer grösseren Herausforderung als andere. Wie es ist als Frau, Kind und Karriere in Balance zu bekommen und wann es auch mal schwierig wird, erzählt Yvonne Avaro in diesem Interview.
Yvonne, du bist Head of Marketing & Insights bei s-peers, Mutter einer Tochter, Gastdozentin an der Universität Konstanz und Emoji Queen. Wie schaffst Du es, alle Bälle gleichzeitig in der Luft zu halten?
Dafür braucht es vor allem gute Organisation, ich plane generell gerne und mag To-do-Listen. Das hilft ungemein! Ich muss aber auch an das afrikanische Sprichwort denken: „Um ein Kind zu erziehen, braucht es ein ganzes Dorf“. Das heisst, dass es neben den Eltern ein Netzwerk an Menschen im Einsatz ist, sei es die eigene Familie, Babysitter oder im Kindergarten, um ein Kind zu versorgen.
Siehst Du das „sprichwörtliche Dorf“ ausschliesslich im privaten Bereich?
Nein, ganz und gar nicht! Unsere Geschäftsleitung hat selbst Kinder und auch Enkelkinder. Das bedeutet, dass unsere CFO Marita Köpper auch mal weg ist, um auf ihre Enkel aufzupassen. Die Familie zu priorisieren ist bei uns Teil der Unternehmenskultur.
Durch dieses Signal „von oben“, weiss auch ich, dass es in Ordnung ist meine Arbeitszeiten mal zu shiften, wenn zum Beispiel Putztag im Kindergarten ist.
Wie sieht ein normaler Arbeitstag/Wochentag für Dich und Deine Familie aus?
Das kommt ganz darauf an, wer unsere Tochter in den Kindergarten bringt. Wenn ich das übernehme, stehe ich um 6:30 Uhr auf, dann folgt eine Stunde Arbeit am Küchentisch.
Ab 8 Uhr heisst es dann: Tochter wecken, fertig machen und ab in den Kindergarten. Um 9:00 Uhr bin ich im Büro und spätestens 17 Uhr hole ich die Kleine wieder ab. Was mir hier enorm hilft, ist zum einen der kurze Arbeitsweg aber auch die Flexibilität meiner Arbeitszeit. Es geht bei s-peers weniger darum, wann oder wo ich arbeite, sondern was ich geschafft habe.
Was sind drei Dinge, die Deinen Alltag als berufstätige Mutter erleichtern?
- Definitiv mein E-Bike mit Anhänger: damit spare ich viel Zeit und ich habe immer alles dabei. Ich bin damit schneller bei der Arbeit oder im Kindergarten als mit dem Auto. Im Sommer geht es mit dem E-Bike nach der Arbeit mit der Tochter natürlich direkt an den See!
- Mein Handy ist Dreh- und Angelpunkt – damit kann ich Mails beantworten meine To-do-Listen überarbeiten, wenn ich auf meine Tochter warte, weil sie gerade beim Schwimmunterricht ist.
- Tupperdosen! Diese benutze ich täglich zum Meal-Prepping für mich und meine Tochter. Ein paar Snacks dabei zu haben, ist manchmal entscheidend für die Laune aller Beteiligten.
Gab es auch schon mal einen Tag, an dem nicht alles so reibungslos lief?
Da fällt mir direkt der Tag ein, an dem die neue Webseite gelauncht wurde. Als ich meine Tochter zum Kindergarten bringen wollte, stand ich vor verschlossenen Türen. Ich hatte die Osterferien vergessen! Also nahm ich meine Tochter kurzerhand mit ins Büro, wo sie mit dem Tischkicker spielte und später eine Folge Peppa Pig schauen durfte.
Welche Tipps hast Du für Jobsuchende, die sich ein familienfreundliches Unternehmen wünschen?
Mittlerweile gehört es zum guten Ton, als Firma gewisse Werte und Benefits wie „Familienfreundlichkeit“ und „Flexible Arbeitszeiten“ nach aussen zu präsentieren. Ich würde dazu raten, diese Statements im Bewerbungsprozess ganz genau unter die Lupe zu nehmen. Wie werden die auf der Webseite formulierten Werte, im Alltag gelebt? Gibt es Führungspersonal, das Kinder hat? Wie sieht es mit der Frauenquote aus? Wie mit der Frauen-mit-Familien-Quote?
Können diese Fragen nicht beantwortet werden oder nur schwammig, ist das ein Zeichen dafür, dass sich das Unternehmen mit diesen Themen nicht oder noch nicht auseinandersetzt.
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